Klimaschutzteilkonzept für die Landeshauptstadt Potsdam

Nach der Erarbeitung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes im Jahr 2010, welches sich primär mit den Fragen des Klimaschutzes befasst und die Frage nach der Anpassung an den Klimawandel nur randlich betrachtet, ist das im Jahr 2014 und 15 unter Leitung der LUP GmbH und des PIK bearbeitete Klimateilschutzkonzept „Anpassung an den Klimawandel“ die zweite Klimastudie, die den Anspruch hat, alle städtischen Funktionen und Lebensbereiche, speziell vor dem Hintergrund der in Zukunft stattfindenden Wetterveränderungen zu betrachten.

Priorisierte Wettervariablen

Priorisierte Wettervariablen

Die Hauptstudie hat einen Umfang von 154 Seiten sowie einem zusätzlichen Maßnahmenanhang von 110 Seiten. Die hier vorliegende Zusammenfassung kann nur einen groben Überblick über die relevanten Inhalte geben, wobei der Schwerpunkt weniger auf der Methodik und den speziellen sektorspezifischen Analysen liegt, sondern ergebnisorientiert auf den tatsächlichen zukünftig wetterinduzierten Auswirkungen (Vulnerabilitäten) der Handlungsfelder sowie die daraus erarbeiteten Strategien und Maßnahmen.

Um dem Anspruch einer holistischen Betrachtung des Systems „Stadt Potsdam“ gerecht zu werden, erfolgte eine Bearbeitung in Handlungsfeldern, die alle Lebensbereiche der Stadt abdecken. Dies sind:

  • Energie
  • Entsorgung
  • Gebäude/Stadtgrün/Parkanlagen
  • Kultur/Sport/Bildung
  • Land- und Forstwirtschaft, Gärten, Naturschutz
  • Mensch/Gesundheit
  • Tourismus
  • Verkehr
  • Wasserver- und -entsorgung
  • Wirtschaft

Zunächst ist die Frage der Vulnerabilität (Verwundbarkeit von Mensch, Schutzgut oder Funktion) innerhalb dieser Handlungsfelder im Potsdam zu klären. Die Vulnerabilität eines Systems setzt sich gemäß der IPCC-Definition aus folgenden drei Teilkomponenten zusammen:

  • Exposition ist das „Ausgesetztsein“ eines Systems gegenüber den zukünftig verstärkt auftretenden Wetterparametern. Hierzu erfolgte die Erarbeitung einer Prognose für das zukünftige Wetter in der Stadt Potsdam für einen nahen Zeitraum um/bis 2050 sowie einen fernen um/bis 2100.
  • Sensitivität ist die Empfindlichkeit des betroffenen Mensch-Umwelt-Systems, also wie (qualitativ) bzw. wie stark (quantitativ) es auf einen bestimmten Klima-Stimulus reagiert. Gemeinsam mit ausgewählten Repräsentanten der Handlungsfelder erfolgte hierfür eine Analyse der in der Vergangenheit durch Wetterereignisse erlebten funktionalen Auswirkungen. Vom Gutachterteam wurden zudem verfügbare statistische Fachdaten Potsdamer Institutionen (z.B. Daten der Feuerwehr, des Ernst-von-Bergmann Klinikums, etc.) mit Wetterdaten korreliert und auf mögliche Zusammenhänge analysiert.
  • Anpassungskapazität ist die Fähigkeit von Systemen sich an Klimaänderungen durch Änderungen im Aufbau oder funktionalem Ablauf anzupassen.
Abmilderung der "urban heat island"-Effekte in Sevilla

Abmilderung der “urban heat island”-Effekte in Sevilla

Um Strategien für Potsdam zu definieren, ist allerdings nicht nur die Frage der Vulnerabilität entscheidend, sondern die Frage, welche Verwundbarkeit in der Zukunft akzeptabel ist, d.h. welches Maß haben die klimabedingten Einschränkungen oder Auswirkungen die in Kauf genommen werden und ab wann müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Hier spielt die Frage des Leitbildes zur Klimaanpassung eine entscheidende Rolle.

Das in dieser Studie erarbeitete Leitbild „Klimaanpassung Potsdam“ legt fest, dass die Struktur und Funktionsweise der Stadt zu modifizieren (anzupassen) ist, so dass auch unter den hier skizzierten Bedingungen des Klimawandels

  • die Funktionsfähigkeit der städtischen Infrastruktur sichergestellt wird,
  • die Leistungsfähigkeit städtischer Akteure und Systeme nicht beeinträchtigt wird und
  • die spezifische Lebensqualität Potsdams für alle Bewohner/-innen, aber auch für Besucher/-innen, mindestens auf dem heutigen Niveau erhalten bleibt.

Auf dieser Basis wurden für alle Handlungsfelder spezifische Strategien erarbeitet und insgesamt 58 Maßnahmen erarbeitet.

Letzte Bausteine des Gutachtens sind jeweils Teilkonzepte für ein Potsdamer Klimamonitoring, welches Zielerreichungsindikatoren für den Erfolg der Anpassungsmaßnahmen definiert und als Erweiterung des bereits bestehenden Umweltmonitorings in Potsdam konstituiert werden kann.

Die vollständige Studie ist unter folgendem Link veröffentlicht:

Kilmaschutzteilkonzept “Anpassung an den Klimawandel in Potsdam